Erfahrungsbericht Augentumor

Erfahrungsbericht vom 27.10.2013

Vor einigen Wochen entdeckten wir, dass sich bei Balou in einem Auge die Augenfarbe geändert hat. Das eine Auge erschien irgendwie dunkler. Die Vermutung wurde groß, dass es sich um eine Verletzung aus einem Rüdengerangel vor einigen Wochen handeln könnte, wo Balou eine kleine Verletzung unter dem Auge abbekommen hatte Vielleicht war doch die Hornhaut verletzt worden?

Wir wollten in den Urlaub fahren und zur Sicherheit wolle ich die Sache mit dem Auge vorher noch durch einen Augenspezialisten abklären lassen. Ich vereinbarte einen Termin beim Spezialisten in der Klinik und an einem Dienstag vor gut 9 Wochen war es soweit.

Balou wurde untersucht und die Diagnose war niederschmetternd. Der TA sagte nach kurzer Untersuchung, dass es sich um einen Tumor im Auge handeln würde, ein Ultraschall sollte aber Sicherheit geben. Da die Untersuchung nur unter Narkose durchgeführt werden konnte, wurde mir ein Termin am übernächsten Tag vorgeschlagen. Zudem sollte eine Untersuchung der weiteren Organe erfolgen, um weitere Tumore auszuschließen. Wenn die Untersuchung ohne weiterte Auffälligkeit verlaufen würde, würde direkt im Anschluß operiert werden. Der Arzt machte mir keine große Hoffnung, dass man das betroffene Auge erhalten könnte. Ich war wie vor den Kopf gestoßen und mir fehlten auf einmal die Worte und die Fragen und ich fühlte mich mit einem Mal einfach nur schrecklich leer.
Traurig verließ ich mit Balou die Klinik. Ich wollte ihn meine Angst nicht anmerken lassen, aber bereits im Auto flossen hemmungslos die Tränen.

Dieser Tag und der Tag danach waren die bisher schrecklichsten Tage in unserem bisherigen gemeinsamen Leben. Balou und ich unternahmen all die Dinge, die uns so viel Spaß machten. Wir ritten gemeinsam aus, gingen schwimmen und machten Quatsch im grünen Gras. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass dieser Tag der letzte sein würde, den wir zusammen verbringen würden.
Natürlich beratschlagten Tobi und ich uns zuhause immer wieder aufs Neue, wie wir uns am nächsten Tag entscheiden würden, wenn weitere Tumore gefunden würden oder der Tumor inoperabel wäre. Wir wollten Entscheidungen nicht unüberlegt fällen müssen.
Ich musste Balou immer wieder knuddeln und drücken und konnte mich an dem Blick in seine tollen Augen nicht satt sehen! Nein, nein, nein…. Es durfte einfach nicht wahr sein!

In der Nacht haben wir schlecht geschlafen und waren überpünktlich vor Ort, um dem Arzt die Fragen zu stellen, für die zwei Tage zuvor noch die Worte fehlten. Er versicherte uns, dass ein Hund mit einem Auge gut leben kann und die Prognosen für die Operation gut standen, da wir den Tumor sehr früh erkannt haben.
Balou bekam eine Beruhigungsspritze und wir mussten auf unseren Aufruf warten. Dieser kam auch nur wenig später und wir mussten Balou in die Hände der Ärzte übergeben. Zu diesem Zeitpunkt hat Balou schon gar nicht mehr viel mitbekommen, er war schon reichlich schlaftrunken.
Das Warten war schlimm, die Zeit wollte einfach nicht vergehen. Dann wurden wir erneut aufgerufen und unser Arzt teilte uns das Untersuchungsergebnis mit. Der Tumor im Auge hatte sich bestätigt, es wurden jedoch keine weiteren Tumore oder Anhaltspunkte für Metastasen gefunden. Wir entschieden uns für die Operation mit Entfernung des betroffenen Auges.
Wir fuhren nach Hause und waren einerseits unendlich erleichtert darüber, dass es noch eine Chance für Balou gibt, andererseits sehr ängstlich, wie der Verlust des Auges den Charakter unseres Herzchens verändern würde. Schließlich wird er im Januar bereits 11 Jahre alt.

Der Arzt versprach uns einen Anruf, wenn die OP abgeschlossen war und wir saßen auf heißen Kohlen, bis der erlösende Anruf endlich in der Mittagszeit erfolgte. Die OP sei gut verlaufen und Balou würde sich nun im Aufwachraum befinden. Er sollte noch bis zum nächsten Tag in der Klinik bleiben, da die Gefahr von Einblutungen recht hoch war. Da wir das Risiko nicht eingehen wollten, ließen wir ihn schweren Herzens in der Klinik. Die Gefühle in mir waren sehr wirr. Zum einen wurde Balou durch die OP Leben geschenkt, aber würde er mit dieser Einschränkung auch klarkommen? Und wie würde ich reagieren, wenn ich ihn das erste Mal nach der OP wieder sehen würde?

Alle schmerzlichen Überlegungen und Tränen waren vergessen, als wir Balou am nächsten Tag abholten. Nach kurzer Wartezeit wurde er uns gebracht. Der ganze Hund freute sich und strahlte uns an, als wollte er fragen „Und was machen wir jetzt?“. Das Haut war großflächig rasiert und die Wunde doppelt genäht, die Fäden sahen wie lange Wimpern aus. Es sah weniger schlimm aus als erwartet und wir waren glücklich, dass er endlich wieder bei uns war und wir nach Hause fahren konnten.
Balou verschlief den ersten Tag zuhause komplett. Er hatte wohl einiges an Schlaf nachzuholen und die Narkose musste auch noch aus dem Körper. Bei Oldies wie ihm dauert das nun einmal etwas länger.

Balou 1 Tag nach der OP:




Kobe freute sich tierisch über Balous Rückkehr. Der arme Kerl hat doch genau gemerkt, dass hier ganz und gar etwas nicht stimmte und war nun wohl heidenfroh, dass die ganze Angst und Anspannung von uns abgefallen war. Balou bekam statt des Trichters den Schwimmreif (Pro Collar, eine tolle Erfindung!), damit er sich nicht an der Wunde kratzen konnte. Kobe mussten wir von Balou trennen, wenn die Hunde unbeaufsichtigt waren, denn er fand die Wunde nahezu anziehend und wollte sie immer gesund lecken.
Schon am zweiten Tag nach der OP war Balou wieder ganz der Alte. Er war und ist bis heute weder schreckhaft noch vorsichtiger, weder ängstlich noch zurückhaltender, weder weniger souverän noch weniger ausgeglichen, es ist einfach der Balou, den wir kennen!

Die Wunde verheilte gut und nach 10 Tagen wurde die Hälfte der Fäden gezogen. 3 Tage später folgte die restliche Hälfte, leider hatte sich der erste Faden verwachsen und beim Ziehen entstand wieder ein kleines Loch. Dieses hielt sich hartnäckig und wollte schlecht heilen. Balou hatte weiterhin Badeverbot und verstand die Welt nicht mehr, schließlich erreichten die Temperaturen in Deutschland Ende August wieder die 30 Grad Marke. Der Bericht der Pathologie war inzwischen eingetroffen und hat bestätigt, dass es sich um einen richtig bösartigen Tumor gehandelt hat. Wir haben also richtig gehandelt, als wir entschieden haben, dass das Auge entfernt wird.

Balou wenige Tage nach dem Fädenziehen:




Rund 3 Wochen nach der OP hatten wir die Erlaubnis des Arztes in den Urlaub nach Frankreich zu fahren. Das Loch war noch nicht vollständig zu und Balou trug noch immer den Schwimmreifen, aber das sollte uns nicht von unserem Vorhaben abhalten. Wir versprachen mit Strandbesuchen und Bädern im Meer zu warten, bis das Loch verheilt war. Da die erste Woche unseres Urlaubs total verregnet war, konnten wir das Versprechen gut halten. Ab der zweiten Woche durfte Balou endlich wieder schwimmen und sich auch wieder im weichen Sand wälzen.
Er hat den Urlaub so sehr genossen!

Im Urlaub:





Heute rund 9 Wochen nach der OP ist das Fell schon gut nachgewachsen, die Narbe ist super verheilt und das Auge schon etwas eingefallen. Laut Aussage des Tierarztes wird es etwa ein halbes Jahr dauern, bis die Heilung abgeschlossen ist.
Charakterlich hat sich Balou in keiner Weise verändert. Vielleicht habe ich zu häufig betont, dass er nun noch mehr verwöhnt wird, denn das fordert er nun ständig ein.

Er ist und bleibt mein Herzchen und auch mit nur einem Auge ist und bleibt er der schönste Hund der Welt! Er hat seine Chance genutzt, das Leben weiterzuführen und ich bin so stolz auf ihn, dass er das Leben mit vollen Zügen genießt!

Vor wenigen Tagen waren wir wieder in der Klinik, um die übliche halbjährige Kontrolle von Prostata und Herz hinter uns zu bringen. Aufgrund der Tumorerkrankung wurde ein Ultraschall von allen Organen gemacht, die Lymphdrüsen kontrolliert und auch die Nerven am Kopf getestet. Alles war zur besten Zufriedenheit und wir haben glücklich die Klinik verlassen!

Ich hoffe, wir haben den Kampf gewonnen und haben noch Zeit für ein ein paar glückliche gemeinsame Jahre!

Balou Ende Oktober: