Geschichte des Labradors

Wie bei den meisten Hunderassen wurden auch über den Ursprung der Retriever zahlreiche Theorien aufgestellt, deren Wahrheitsgehalt bisweilen schwer zu beurteilen ist. Als gesichert gilt jedoch, dass die Wiege eines ihrer Vorfahren in Neufundland stand.

Vor ca. 500 Jahren segelten Fischer aus dem südlichen Devon nach Neufundland, um vor der Halbinsel Avalon bei St. John`s auf Fischfang zu gehen. Die Fischer hatten schwimmbegeisterte Hund an Bord, die die Schiffstaue der Fischernetze aus den aus dem eiskalten Wasser apportierten.
Anfang des 16.Jahrhunderts wurden von den Fischern aus Devon erste Siedlungen entlang der Küste Neufundlands angelegt und man betrieb neben dem Fischfang auch die Federwildjagd. Da sie auf dem Festland ganz offensichtlich keine einheimischen Hunde vorfanden und mit den apportierbegeisterten Hunden aus England ohnehin schon herausragende vierbeinige Helfer besaßen, setzten die Fischer aus Devon gerade diese Hunde zur Zucht ein. Das war die Geburtsstunde des St. Johns Hundes, des gemeinsamen Urahnen aller Retriever.

Den St. John`s Hund zeichneten einige bedeutende Merkmale aus, die auch bei den heutigen Retrieverrassen noch wiederzufinden sind. Der St. John`s Hund hatte ein ausgeglichenes und gutartiges Wesen und er war ein hervorragender Fährtensucher mit einer ganz beachtlichen Nasenleistung; er war ein ausgezeichneter und ausdauernder Schwimmer mit dichtem, kurzem Fell und wasserabweisender Unterwolle; er war von mittlerer Größe, so das die Fischer ihn bequem in ihre kleinen Boote mitnehmen konnten.

Erst rund 250 Jahre später kamen die St. John`s Hunde mit Handelsschiffen nach England und Schottland und gelangten in den Besitz von Angehörigen des Landadels. Diese setzten den St. John`s Hund insbesondere wegen ihres ausgeprägten Apportiertriebes und hervorragenden Spürsinns als Jagdhunde ein.

Die St. John`s Hunde, die bis Mitte des 19.Jahrhunderts auf die britische Insel gelangten, waren die Zuchtbasis für alle dort entwickelten Retriever Rassen, denn aufgrund von Handelsbeschränkungen sowie eines Gesetzes von 1885, welches die Einfuhr von Hunden ohne Lizenz und Quarantäne nach Großbritannien verbot, kamen später kaum mehr St. Johns Hunde auf die Insel. Die ersten englischen Züchter mußten mit den Hunden züchten, die ihnen zur Verfgung standen.

Die reichen englischen Großgrundbesitzer besaßen ausreichende finanzielle Mittel, sich der Reinzucht der verschiedensten Hunderassen zu widmen. Heute geht man davon aus, das gerade die dort gehaltenen St. Johns Hunde ohne vorherige Einkreuzung anderer Hunderassen reingezüchtet wurden und so die Labradorzucht begründete. Ein Mann war entscheidend für die Anfänge der Labradorzucht auf britischem Boden. Walter Francis Montagu Douglas Scott, der 5. Duke of Buccleuch führte mit seinen Arbeitshunden die ersten Zuchtbücher. Es gilt als ziemlich sicher, das alle derzeit lebenden Labrador Retriever auf nur drei Zuchtlinien der Zwinger der englischen bzw. schottischen Adelsfamilien Malmesbury, Bucceleuch und Home zurückgehen.

Mit der Definition des Rassestandards durch den englischen Kennel Club bekam der bis dahin bekannte "Englische Retriever" oder "St. Johns Hund" seinen heutigen Namen Labrador Retriever. Im Jahre 1903 erfolgte die offizielle Anerkennung der Rasse durch den englischen Kennel Club.